Die Rolle der Unternehmensbewertung im M&A-Geschäft
Wert schätzen, Wert schaffen, Unternehmen erfolgreich kaufen und verkaufen
In der dynamischen Welt der Fusionen und Übernahmen (M&A) sind Unternehmen stets auf der Suche nach Wegen, um ihre Wettbewerbsposition zu stärken und Wachstum zu erzielen – und dies mit zunehmendem Fokus auf Nachhaltigkeit. Eine fundierte Unternehmensbewertung ist hierbei von entscheidender Bedeutung, da sie die Basis für effektive Verhandlungen und Entscheidungsfindung bildet. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Grundlagen der Unternehmensbewertung im M&A-Kontext, die Rolle der Unternehmensbewertung bei der Evaluierung von M&A-Optionen und die Erfolgsfaktoren spezifisch für den Verkaufsprozess.
Grundlagen der Unternehmensbewertung im M&A-Kontext
Die Bewertung eines Unternehmens ist eine komplexe Aufgabe, die mehrere Methoden erfordert, um ein umfassendes Bild des Wertes zu erhalten. Drei akademische Methoden zur Unternehmensbewertung sind der Ertragswertansatz, der Substanzwertansatz und der Discounted Cash Flow-Ansatz (DCF). Der Ertragswertansatz basiert auf der Annahme, dass der Wert eines Unternehmens von seinen zukünftigen Erträgen abhängt. Der Substanzwertansatz hingegen bezieht sich auf den Nettovermögenswert des Unternehmens, indem er die Differenz zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten betrachtet. Der DCF-Ansatz schließlich diskontiert die zukünftigen Cashflows eines Unternehmens auf ihren heutigen Wert.
In der M&A Praxis spielt der Ertragswertansatz kaum eine Rolle. Der Substanzwertansatz spielt bei Liquidierungen eine Rolle und in Fällen, wo substantielle physische Werte in einem Unternehmen liegen, also zum Beispiel bei Immobilientransaktionen. Der DCF-Ansatz ist unter diesen drei Methoden der praxisrelevanteste Ansatz, kommt allerdings vornehmlich in den Sektoren Finanzwesen, Immobilien und Infrastruktur zum Einsatz – dort wo Cashflows langfristig planbar sind und wo die Unternehmensfinanzierung einen großen Einfluss auf den Unternehmenswert hat. Synergien lassen sich auch recht praktisch simulieren und hervorsagen bei der DCF-Methode.
Unternehmen, Finanzinvestoren und M&A Berater nutzen in der Praxis allerdings vor allem die von Akademikern etwas belächelten Multiplikatoren, und zwar einmal die Deal Multiples wie auch die Trading Multiples. Diese Methode vergleicht das Unternehmen mit ähnlichen Unternehmen anhand von Kennzahlen wie Umsatz, EBITDA oder Gewinn. Auch operative Kennzahlen wie Anzahl der Mitarbeiter oder Standorte können als Referenzwert dienen. Die Unternehmen kommen typischerweise aus derselben oder einer angrenzenden Branche und sind entweder an der Börse notiert oder haben eine M&A Transaktion hinter sich, bei der man den Unternehmenswert und den entsprechenden Multiplikator ablesen kann. Das Ziel der Multiple Analyse ist es, den Wert des Zielunternehmens anhand des Marktwerts der vergleichbaren Unternehmen zu bestimmen bzw. in einen Kontext zu setzen. Natürlich können auch bei Unternehmen, die aus derselben Branche kommen, Unterschiede beim Wachstum, Risikoprofil, der Kapitaleffizienz, Finanzierungsstruktur und Größe signifikante Unterschiede bei den Multiples bedingen und rechtfertigen.
Finanzinvestoren bedienen sich typischerweise einer weiteren Methode, und zwar schauen diese auf die Eigenkapitalrendite, die sich bei einem bestimmten Kaufpreis heute und einem erwarteten Kaufpreis in Zukunft erzielen lässt. Da diese Investoren eine spezifische Renditeerwartung haben, können sie die Gleichung auch so auflösen, dass sie den Kaufpreis ermitteln, der ihnen die gewünschte Rendite beschert. Bei diesem Ansatz, der auch LBO-Verfahren genannt wird, spielt ähnlich die Finanzierungsstruktur des Unternehmens eine große Rolle, daher auch der Name (LBO = Leveraged Buyout). Unterschiedliche Kategorien von Finanzinvestoren (zum Beispie Private Equity, Infrastruktur, Venture Capital) haben dabei fundamental unterschiedliche Renditeerwartungen.
Börsennotierte Unternehmen analysieren bei Zukäufen typischerweise den Einfluss der Akquisition auf ihren Börsenkurs. Hierbei wird eine Bandbreite von Kaufpreisen simuliert und ein Maximalpreis definiert. Auch hier sind Synergien entscheidend und werden bei Abschluss der Transaktion oft an den Kapitalmarkt kommuniziert.
Angesichts der Vielzahl an Methoden, die in der Praxis eine Rolle spielen, ist es wichtig, unterschiedliche Ansätze zu kombinieren, die Spezifika eines Unternehmens und der Branche zu analysieren, sowie die Details der Transaktion zu berücksichtigen, um letztlich eine fundierte Grundlage für smarte Entscheidungen zu erreichen.
Die Rolle der Unternehmensbewertung im Verkaufsprozess
Eine Bewertungsanalyse ist entscheidend, um den Verkaufsprozess eines Unternehmens erfolgreich vorzubereiten und eine Übereinkunft von Verkäufer und Käufer zu erzielen. Eine fundierte Analyse erlaubt es auch, Stärken, Schwächen, Wachstumspotenziale und Risiken zu identifizieren und in einigen Fällen auch vor Verkauf zu adressieren. So können sich Unternehmen mit Ihren Beratern optimal auf Verhandlungen vorbereiten. Zudem hilft sie dabei, realistische Preisvorstellungen zu entwickeln und geeignete Transaktionsstrukturen zu identifizieren, die den Interessen aller beteiligten Parteien gerecht werden. Denn eines haben alle M&A Transaktionen gemeinsam: obwohl sie aus diametral unterschiedlichen Richtungen kommen, müssen sich Verkäufer und Käufer bei einer Bewertung treffen und dies zum selben Zeitpunkt für ein gemeinsam definiertes Kaufobjekt.
Eine detaillierte Unternehmensbewertung kann auch dazu beitragen, passende Käufer oder strategische Partner zu identifizieren. Durch die Analyse von Stärken und Schwächen, der Wettbewerbsposition und der Wachstumschancen kann ein Unternehmen herausfinden, welche Akteure am besten zu seinem Profil passen. Dies ermöglicht eine gezielte Ansprache potenzieller Käufer und Partner und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Transaktion.
Die Bedeutung von Branchentrends und einer umfassenden Wettbewerbsanalyse im Rahmen einer Unternehmensbewertung sollte nicht unterschätzt werden. Ein tiefes Verständnis der Branche, in der ein Unternehmen tätig ist, ermöglicht es, Chancen und Risiken frühzeitig zu erkennen und die Bewertung entsprechend anzupassen. Ein umfassendes Branchenwissen erleichtert zudem die Identifizierung von M&A-Möglichkeiten, die sich aus Marktveränderungen oder regulatorischen Entwicklungen ergeben.
Die Rolle von Zukunftspotenzialen und möglichen Synergien bei der Bewertung von Unternehmen im M&A-Kontext ist ebenfalls von zentraler Bedeutung. Zukünftige Wachstumschancen und die Möglichkeit, Synergien zu realisieren, beeinflussen den Wert eines Unternehmens erheblich. Potenzielle Käufer sind bereit, eine Prämie für Unternehmen zu zahlen, die sich durch ein hohes Zukunftspotenzial oder die Möglichkeit zur Realisierung von Synergien auszeichnen.
Erfolgsfaktoren und Best Practices bei der Unternehmensbewertung und im Verkaufsprozess
Offene und transparente Kommunikation gegenüber Stakeholdern während des gesamten M&A-Prozesses ist von entscheidender Bedeutung. Das Schaffen von Vertrauen und die Sicherstellung einer reibungslosen Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Parteien erleichtert Verhandlungen und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Transaktion. Dies gilt sowohl für interne Stakeholder wie Mitarbeiter und Führungskräfte als auch für externe Akteure wie Investoren und potenzielle Käufer. Gerade in gesellschaftergeführten Unternehmen gilt es das Management Team, was nicht zum Gesellschafterkreis gehört, zum richtigen Zeitpunkt einzubinden – idealerweise nicht erst, wenn es die potenziellen Käufer einfordern. Der Umgang mit Kunden und Zuliefern ist besonders sensibel und bedarf einer ausgefeilten Strategie, gerade dann, wenn diese Stakeholder auch potentielle Käufer darstellen.
Bei Verkaufsprozessen ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen zwischen Verkäufer, Management und potenziellen Käufern, und eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Parteien sicherzustellen. Dadurch können Verhandlungen erleichtert und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Transaktion erhöht werden. Um dies zu erreichen, sollten sowohl interne Stakeholder wie das Management Team und ggf. der Betriebsrat als auch externe Akteure wie Kunden und Zulieferer zum richtigen Zeitpunkt in den Prozess einbezogen werdenFelix Engelhardt, CEO & Gründer, Zumera
Unternehmen können die Bewertungsanalyse auch nutzen, um die die Verkaufsstrategie hinsichtlich der Verkaufsziele zu optimieren. Der maximale Kaufpreis ist dabei typischerweise nur ein Zielkriterium des Verkäufers und muss mit den anderen Zielen abgewogen werden. Eine fundierte Bewertung hilft dabei, die Prioritäten bei der Verhandlung von Vertragsbedingungen und -konditionen zielgerichtet zu setzen. Und letztlich erlaubt eine flexible Verkaufsstrategie, die auf den Erkenntnissen aus der Bewertung basiert, auf Veränderungen im Marktumfeld oder bei den Erwartungen der potenziellen Käufer angemessen zu reagieren.
Fazit
Eine fundierte Unternehmensbewertung hat eine zentrale Bedeutung bei einer M&A-Transaktion. Eine präzise Bewertung ist der Schlüssel für erfolgreiche Verhandlungen, die Evaluierung von M&A Optionen und die Entwicklung einer effektiven Verkaufsstrategie. Unternehmen, die sich auf den Verkaufsprozess vorbereiten oder M&A-Möglichkeiten erkunden möchten, sollten daher sicherstellen, dass sie die notwendigen Ressourcen und das Know-how für eine professionelle Bewertung zur Verfügung haben. Eine solide Bewertung, gepaart mit einer klaren Strategie und transparenter Kommunikation, bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Transaktion.