12 Juni 2023

Family Buy-Out oder Management Buy-Out

Vor- und Nachteile verschiedener Nachfolgemodelle

Verfasst von Taro Niggemann

Family Buy-Out oder Management Buy-Out

In der sich stetig verändernden Geschäftswelt des 21. Jahrhunderts, in der Unternehmen kontinuierlich ihre Strategien anpassen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, stellt sich bei Familienunternehmen und inhabergeführten Unternehmen regelmäßig eine zentrale Frage: Welche Person(en)sollten die Führungsposition einnehmen, wenn die aktuelle Führungsebene ausscheidet? Die Unternehmensnachfolge ist ein entscheidender Moment, der das zukünftige Wachstum und den langfristigen Erfolg eines Unternehmens maßgeblich beeinflussen kann. Dabei bieten sich bei mittelständischen Unternehmen neben dem Verkauf an strategische Käufer aus dem jeweiligen Sektor (oder einem angrenzenden Sektor) oder dem Verkauf an Finanzinvestoren zwei gängige Modelle an: der Family-Buy-Out und der Management-Buy-Out. Doch welches ist das richtige Modell für Ihr Unternehmen?

In diesem Artikel werden wir beide Nachfolgemodelle, sowie deren Vor- und Nachteile genauer untersuchen. Wir werden beleuchten, wie ein Family-Buy-Out die Unternehmenskultur bewahren und die Kontinuität sicherstellen kann, während ein Management-Buy-Out neue Perspektiven und Innovationen einbringen kann. Unser Ziel ist es, Informationen und Einblicke zu liefern, die benötigt, um eine fundierte Entscheidung für die Zukunft des Unternehmens zu treffen.

Die Familienlösung: Family Buy-Out als Nachfolgemodell

Der Family Buy-Out (im Folgenden auch FBO genannt) ist eine spezifische Form der Unternehmensnachfolge innerhalb einer Familie. Es gibt einige Vorteile, die für das FBO als Nachfolgemodell sprechen.

Zuerst einmal sorgt das FBO Modell dafür, dass (wie der Name bereits vermuten lässt) das Unternehmen von der eigenen Familie weitergeführt wird, wodurch Kontinuität in der Unternehmensfolge erzielt wird. Denn die an der Übernahme beteiligten Familienmitglieder kennen in den meisten Fällen das Geschäft bereits sehr gut und sind auch mit den Werten des Unternehmens und dem Geschäftsmodell vertraut. Dies führt dazu, dass sie das Unternehmen auf Basis dieser Vertrautheit tendenziell besser fortführen können als beispielsweise ein externer Nachfolger. Bonus ist auch, dass durch eine Familien Nachfolge, das „Lebenswerk“ der vorrangehenden Generation erhalten bleibt und nicht in fremde Hände fällt.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die langfristigen Ziele des Nachfolgers. Stammt dieser aus der eigenen Familie, wird er sehr wahrscheinlich eine langfristige Perspektive haben und ist nicht primär daran interessiert, kurzfristig die Gewinne des Unternehmens zu maximieren. Eben diese Perspektive kann zu einer nachhaltigen, stabilen und positiven Entwicklung des Unternehmens beitragen.

In Familien die das FBO Modell als Nachfolgemodell wählen besteht zudem oft ein hoher Grad an Vertrauen sowie Kooperation, was eine schnellere Entscheidungsfindung und die Umsetzung neuer Strategien begünstigt.

Das Bestimmen eines Familienmitglieds als Nachfolger erspart zusätzlich auch die aufwändige und meist kostenintensive Suche nach einem externen Nachfolger. Außerdem sind flexible Finanzierungsmöglichkeiten geboten. Mögliche Finanzierungen sind hierbei etwa der Erbvorzug (ein Teil oder auch das ganze Erbe wird noch zu Lebzeiten an die Nachkommen überreicht), ein Verkäuferdarlehen mit Familienkonditionen (niedrigere Zinszahlungen o.ä.) oder auch ein regulärer Kauf (bei FBOs wird typischerweise mit einem Discount auf den Marktwert transferiert), der wiederum auch durch externe Kredite finanziert werden kann.

Allerdings hat das FBO Modell (wie jedes Modell) auch seine Nachteile.

Diese finden sich vor Allem in der Tatsache wieder, dass ein FBO bei einer Vielzahl von Familienunternehmen gar nicht in Frage kommt, da die potenziellen Nachfolger einen anderen Berufsweg eingeschlagen haben und es damit an Expertise fehlt, um das Unternehmen erfolgreich weiterführen zu können. Und selbst wenn die Generation bereits von klein auf in dem Unternehmen mitgearbeitet hat, kann es an Know-how oder neuen Perspektiven mangeln, wodurch neue Strategien und unausgeschöpfte Wachstums- und Verbesserungspotentiale unberührt bleiben. Die alte Struktur wird dann eventuell von der neuen Generation einfach so weitergeführt, wie die vorherige Generation es ihnen vorgelebt hat, wodurch das Setzen von neuen Impulsen schwerfällt.

Einen familieninternen Nachfolger zu wählen, bringt auch ein erhöhtes Risiko für potenzielle Konflikte mit sich. Die Interessen von kaufenden, verkaufenden und an der Transaktion unbeteiligten Familienmitglieder müssen berücksichtigt und ausgeglichen werden. Kreditfinanzierung des Kaufpreises kann einzelnen Familienmitgliedern oder dem Unternehmen selbst (je nach Strukturierung) eine Verschuldung und zusätzliches Risiko aufbürden, mit dem die Familie und das Management umgehen müssen.

Ein FBO passt vor Allem dann, wenn die übernehmende Generation bereits viel Zeit in dem Unternehmen verbracht hat und dementsprechend ein hohes Maß an Expertise besitzt. Auch der Wunsch, das Unternehmen innerhalb der Familie fortzuführen kann ein guter Beweggrund für diese Art von Nachfolgemodel sein. Weniger sinnvoll ist das Model hingegen, wenn die Nachfolgegeneration kaum/keinerlei Bezugspunkte zu dem Unternehmen hat, oder wenn der monetäre Aspekt bei der Nachfolgesuche eine übergeordnete Rolle spielt. In diesem Fall ist ein Verkauf des Unternehmens an Externe potenziell deutlich lukrativer.

Family Buy-Out oder Management Buy-Out

Übernahme durch das Management: Der Management Buy-Out als Alternative

Ein anderes Nachfolgemodell ist der Management Buy-Out (nachfolgend auch MBO genannt), also der Kauf des Unternehmens durch das (familienfremde) Management Team, typischerweise in Kombination mit externen Kapitalgebern. Anlass für einen MBO ist oft, dass inhabergeführte Unternehmen (z.B. Familienunternehmen) keinen Nachfolger finden. Für das aktive Management birgt der Kauf die Aussicht auf größere Einkünfte sowie die Übernahme unternehmerischer Verantwortung. Anders als beim Management Buy-In, wo sich neue, externe Manager zusammen mit Investoren in das Unternehmen einkaufen, sind beim MBO die führenden Beteiligten heute schon in der Geschäftsführung oder im Vorstand des Unternehmens.

Ziel eines solchen MBOs ist die Weiterführung des Unternehmens durch das aktive Management, was einige Vorteile mit sich bringt. Zunächst einmal kennt das Management das Unternehmen bereits sehr gut, wodurch eine Expertise sowohl für die jeweilige Industrie als auch das Unternehmen selbst gegeben ist. Auch ist das aktuelle Management bereits sehr mit der Unternehmenskultur vertraut und integriert die Werte des Unternehmens in den Arbeitsalltag. Je nach Größe des Unternehmens gibt es unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten für den Kauf des Unternehmens seitens des Managements. Bei kleinen Unternehmen kann die Finanzierung des Kaufpreises sehr flexibel gestaltet werden und teilweise komplett durch Eigenkapital oder Darlehen finanziert werden. Bei großen Unternehmen läuft der Kauf meist in Form eines Leveraged Buy-Outs ab, wo eine Kombination aus externem Eigen- und Fremdkapital zum Einsatz kommt.

Allerdings gibt es auch bei einem MBO Nachteile, wie etwa eine niedrige Bewertung des Unternehmens. Im Vergleich mit externen Interessenten verfügt das aktive Management über umfassendere Einblicke in das Unternehmen und kennt dadurch tendenziell mehr Risiken, die eine niedrigere Bewertung rechtfertigen können. Zudem kann auch ein Interessenskonflikt für das Management entstehen, da dieses eventuell den Wert von Firmenwerten herunterspielt, um die Firma zu einem niedrigeren Preis zu erwerben.

Es ist auch wichtig zu beachten, dass ein MBO nicht für jedes Unternehmen die richtige Lösung ist. Es hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, einschließlich der Größe und Art des Unternehmens, dem Zustand des Sektors und den spezifischen Zielen und Fähigkeiten des Management Teams. Daher ist eine sorgfältige Prüfung und Planung mit einem M& Berater unerlässlich, bevor man sich für den Weg eines MBO entscheidet.

Schließlich ist es wichtig zu bedenken, dass ein MBO nur so gut ist wie die Menschen, die ihn durchführen. Das Management muss in der Lage sein, sowohl die täglichen Anforderungen des Geschäfts zu erfüllen als auch die langfristige strategische Ausrichtung zu steuern. Es ist daher entscheidend, über ein starkes und kompetentes Managementteam zu verfügen, das in der Lage ist, die zusätzlichen Herausforderungen, die ein MBO mit sich bringt, zu bewältigen.

Fazit

Die Wahl zwischen einem FamilyBuy-Out und einem ManagementBuy-Out ist eine wichtige Entscheidung, die sorgfältig abgewogen werden muss. Beide Modelle haben ihre Vorzüge und Herausforderungen, und es gibt viele Faktoren zu berücksichtigen, darunter die Unternehmenskultur, die familiäre Situation und die finanzielle Lage des Unternehmens.

Ein FamilyBuy-Out kann die ideale Wahl sein, wenn es ein geeignetes Familienmitglied gibt, das bereit und in der Lage ist, die Geschäftsführung zu übernehmen und den Kauf zu finanzieren. Dieses Modell kann die Kontinuität des Unternehmens gewährleisten und die familiären Werte und Traditionen, die das Unternehmen geprägt haben, beibehalten. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass das betreffende Familienmitglied die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen muss, um das Unternehmen erfolgreich zu führen. Darüber hinaus kann es schwierig sein, die familiären Beziehungen von den Geschäftsbeziehungen zu trennen, was zu Konflikten führen kann.

Auf der anderen Seite kann ein ManagementBuy-Out eine gute Option sein, wenn das Management das erforderliche Fachwissen und die finanziellen Ressourcen hat. Dieses Modell kann neue Ideen und Perspektiven einbringen und das Unternehmen auf neue Wachstumspfade bringen. Es birgt jedoch auch Risiken, da das Management nun die zusätzliche Verantwortung hat, das Unternehmen nicht nur zu führen, sondern auch zu besitzen und zu finanzieren. Dies kann zu Interessenkonflikten führen und die Unternehmensführung komplexer machen.

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