10 Juni 2024

Das Holding-Modell in Deutschland

Steuerliche und strategische Vorteile des Holding-Modells in Deutschland

Verfasst von Christopher Mezler

Das Holding-Modell in Deutschland

Unternehmer stehen vor vielen strategischen Entscheidungen, wenn sie ein Unternehmen aufbauen. Eine wichtige Entscheidung betrifft die Wahl der Unternehmensstruktur. Eine interessante Option ist die Gründung einer Holdinggesellschaft. Aber was genau ist eine Holding? Eine Holding ist eine Unternehmensstruktur, bei der eine Muttergesellschaft, die Holding, Anteile an einer oder mehreren Tochtergesellschaften besitzt. Diese Tochtergesellschaften können entweder vollständig im Besitz der Holding sein oder die Holding kann eine Mehrheitsbeteiligung an ihnen haben, wobei die Beteiligung mindestens 10 Prozent betragen muss.

Die Holding wird in der Regel als Kapitalgesellschaft gegründet, was steuerliche Vorteile bei Gewinnausschüttungen und dem Verkauf von Tochtergesellschaften mit sich bringt. Diese Struktur ist besonders attraktiv für Start-Ups und Unternehmen, die einen Exit planen, da sie ermöglicht, mehr Kapital für Reinvestitionen zu erhalten.

In diesem Beitrag erfahren Sie, was eine Holding ist, welche Arten von Holdings es gibt, wie sie funktioniert, wie sie gegründet wird und welche Vorteile sie angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern bieten kann.

Der Zweck einer Holding-Struktur

Der Hauptzweck einer Holding besteht darin, Anteile an anderen Unternehmen zu besitzen und zu verwalten. Durch diese Struktur entsteht ein stark diversifiziertes Unternehmen, das in verschiedene Branchen oder Geschäftsbereiche investiert und somit das Risiko streut. Der Erfolg oder Misserfolg eines einzelnen Unternehmensbereichs beeinflusst nicht zwangsläufig den gesamten Unternehmenswert der Holding. Sollte eine Tochtergesellschaft scheitern, kann der Verlust durch den Erfolg anderer Tochterunternehmen ausgeglichen werden.

Die Holding steuert die strategische Ausrichtung ihrer Tochtergesellschaften, um sicherzustellen, dass sie die langfristigen Ziele und Interessen der Holding unterstützen. Diese Struktur ermöglicht es, flexibel auf sich ändernde Marktbedingungen und Chancen zu reagieren, ohne alle Aktivitäten in einem einzigen Unternehmen zu bündeln.

Darüber hinaus kann die Holding finanzielle Ressourcen und Mittel effizient zwischen den Tochtergesellschaften verteilen. Diese interne Kapital- und Ressourcenumverteilung maximiert die Nutzung von Ressourcen und Expertise innerhalb der Gruppe.

Holdings sind oft auf langfristige Geschäftsstrategien ausgerichtet und können das Wachstum und die Entwicklung ihrer Tochtergesellschaften unabhängig voneinander steuern. Sie sind gut positioniert für Übernahmen und Fusionen, da sie potenzielle Zielunternehmen leichter erwerben und in ihre bestehende Struktur integrieren können. Diese Flexibilität und strategische Ausrichtung ermöglichen es Holdings, langfristig erfolgreiche Investitionsentscheidungen zu treffen und ihre Marktposition zu stärken.

Wie funktioniert eine Holding?

Eine Holdinggesellschaft besteht typischerweise aus mehreren Unternehmen, wobei ein Unternehmen als Muttergesellschaft fungiert und Beteiligungen an den Tochtergesellschaften hält. Diese zentrale Muttergesellschaft steht an der Spitze der Holding und schafft somit eine hierarchische Struktur, die Abhängigkeiten zwischen den verbundenen Unternehmen beinhaltet. Die Tochtergesellschaften sind in der Regel eigenständige Unternehmen, die in verschiedenen Branchen tätig sein können und unterschiedliche Geschäftsmodelle verfolgen.

Die Funktionsweise einer Holding ist relativ einfach zu verstehen. Die Holding übernimmt als Mutterunternehmen die strategische Steuerung und Entscheidungsfindung auf höchster Ebene. Sie kann Ressourcen und Finanzmittel zwischen den Tochtergesellschaften verteilen, um Synergien zu schaffen und die Effizienz zu erhöhen. Obwohl die Mutter- und Tochtergesellschaften rechtlich eigenständige Einheiten sind, besteht zwischen ihnen ein Abhängigkeitsverhältnis. Diese Abhängigkeit wird häufig durch einen Beherrschungsvertrag geregelt, der die vertraglichen und wirtschaftlichen Beziehungen definiert.

Die Organisation der Holding kann je nach Größe und Komplexität der gesamten Struktur sowie der einzelnen Unternehmen unterschiedlich gestaltet werden. In großen Konzernen können die Tochtergesellschaften beispielsweise nach geografischen Regionen oder spezifischen Geschäftsfeldern organisiert sein. In einfacheren Strukturen kann eine Holding mehrere Beteiligungen an verschiedenen Start-Ups umfassen, wobei die Muttergesellschaft zentrale Dienstleistungen wie Buchhaltung oder Rechtsberatung für die Tochtergesellschaften bereitstellt.

Das Holding-Modell in Deutschland

Verschiedene Arten von Holdinggesellschaften

Je nach Funktion und Hierarchie gibt es verschiedene Nutzungsmöglichkeiten von Holdinggesellschaften. Durch die klare Abgrenzung und Spezialisierung der Holdingarten können Unternehmen ihre strategischen Ziele besser erreichen und gleichzeitig von den jeweiligen steuerlichen und operativen Vorteilen profitieren.

  1. Operative Holding oder Stammhauskonzern
    Eine operative Holding, auch als Stammhauskonzern bezeichnet, übt direkte Kontrolle über die operativen Tochtergesellschaften aus. Die Muttergesellschaft überwacht und steuert aktiv die Geschäftstätigkeiten ihrer Tochterunternehmen. Diese Struktur wird oft in großen Konzernen verwendet, um verschiedene Geschäftsbereiche effizient zu koordinieren und Synergien zu nutzen. Diese Art der Holding eignet sich für Gründer, die ein Unternehmen mit einem breiten Portfolio an Geschäftsbereichen planen und dabei die operative Kontrolle über jedes Unternehmen behalten möchten.

  2. Management-Holding oder Strategie-Holding
    Die Management-Holding, auch als Strategie-Holding bekannt, betreibt kein eigenes operatives Geschäft. Ihr Fokus liegt auf der strategischen Ausrichtung der Tochtergesellschaften. Sie gibt strategische Leitlinien vor, besetzt Führungspositionen und steuert den Kapitalfluss innerhalb der Unternehmensgruppe. Die operative Kontrolle bleibt weitgehend bei den Tochtergesellschaften, was diesen mehr Flexibilität in der Geschäftsführung ermöglicht. Eine Management-Holding kombiniert die Marktnähe und Flexibilität kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) mit der Kapitalkraft und Marktpräsenz großer Unternehmen.

  3. Finanzholding oder Vermögensholding
    Die Finanzholding, auch Vermögensholding genannt, konzentriert sich auf die Verwaltung von Finanzanlagen und Beteiligungen. Sie hält Anteile an verschiedenen Unternehmen, ohne in deren operative Geschäftstätigkeiten involviert zu sein. Ihr Hauptziel ist die Optimierung der Renditen aus Investitionen und Beteiligungen. Sie kann so weit gehen, dass sie nur als Vermögensverwaltungsgesellschaft existiert, ohne Konzerneigenschaft – in diesem Fall spricht man von einer Beteiligungsgesellschaft. Eine Finanzholding ist besonders geeignet, wenn das Hauptziel darin besteht, Vermögen durch strategische Investitionen und Beteiligungen zu steigern.

  4. Organisatorische oder strukturelle Holding
    Die organisatorische oder strukturelle Holding fungiert als Dachgesellschaft für verschiedene Geschäftseinheiten, ohne direkt in das operative Geschäft einzugreifen. Unabhängig davon, ob die Dachholding selbst operativ tätig ist, strategisch arbeitet oder als reine Beteiligungsgesellschaft auftritt, ermöglicht sie die interne Organisation komplexer Unternehmensstrukturen. Dadurch können Ressourcen und Strukturen mehrerer Geschäftseinheiten optimiert und effizient genutzt werden, was Synergien zwischen den Tochtergesellschaften schafft.

Steuerliche Vorteile der Holdingstruktur

Eine Holdingstruktur bietet zahlreiche steuerliche Vorteile, die dazu beitragen können, die finanzielle Leistungsfähigkeit einer Unternehmensgruppe erheblich zu verbessern.

Konsolidierung von Gewinnen und Verlusten
Mit einer Holdingstruktur können die Gewinne und Verluste der Tochtergesellschaften innerhalb der Holding konsolidiert werden. Dies bedeutet, dass Gewinne und Verluste der einzelnen Unternehmen nicht isoliert betrachtet werden, sondern miteinander verrechnet werden können. Dies kann die Steuerlast signifikant reduzieren. Damit diese Verrechnung möglich ist, müssen Gewinnabführungsverträge zwischen der Holding und den Tochtergesellschaften für mindestens fünf Jahre bestehen.

Vorteile beim Verkauf von Tochtergesellschaften
Neben den Vorteilen bei Gewinnausschüttungen profitieren Holdinggesellschaften auch beim Verkauf von Tochtergesellschaften erheblich. Der Verkauf einer operativen GmbH unterliegt ebenfalls einer Steuerfreistellung von 95 %. Dadurch ist der Steueraufwand für die Muttergesellschaft im Falle eines Exits sehr gering, was die Liquidität erhöht und für den Aufbau neuer Tochtergesellschaften oder die Vergabe von Darlehen genutzt werden kann. Es ist jedoch wichtig, dass bei einer GmbH & Co. KG keine anderen gewerblichen Tätigkeiten ausführt, um den Status als vermögensverwaltend zu bewahren. Schon ein geringer Umfang an gewerblicher Tätigkeit kann dazu führen, dass diese Einordnung nicht mehr möglich ist.

Steuerfreie Dividenden
Ein großer Vorteil der Holdingstruktur ist die steuerfreie Ausschüttung von Gewinnen. Gewinne, die von den Tochtergesellschaften als Dividenden an die Muttergesellschaft ausgeschüttet werden, sind zu 95 % steuerfrei. Dies ermöglicht der Muttergesellschaft, diese Gewinne entweder zur Reinvestition oder zur Ausschüttung an die Gesellschafter zu nutzen. Wenn Gewinnabführungsverträge bestehen, können sogar 100 % der Gewinne steuerfrei an die Muttergesellschaft fließen. Die Holding kann dann diese Gewinne mit etwaigen Verlusten innerhalb der Unternehmensgruppe verrechnen und übernimmt die damit verbundene Besteuerung.

Seit 2013 besteht jedoch eine wichtige Einschränkung dieser Steuervorteile. Die Besteuerung der Dividenden hängt von der Beteiligungsquote der Holding am ausschüttenden Unternehmen ab. Bei einer Beteiligung von unter 10 % an dem ausschüttenden Unternehmen muss die Holding die Dividende voll versteuern. Erst ab einer Beteiligungshöhe von mindestens 15 % kann die Holding die steuerlichen Vorteile vollumfänglich nutzen. Liegt die Beteiligungsquote zwischen 10 % und 15 %, sind die Dividenden immerhin noch zu 95 % von der Körperschaftsteuer befreit. Bei der Gewerbesteuer liegt in diesem Fall jedoch keine Steuerersparnis vor. In diesem Szenario ergibt sich jedoch keine Steuerersparnis bei der Gewerbesteuer.

Günstigere Steuersätze für Kapitalgewinne und Dividenden
Ein weiterer Vorteil entsteht, wenn die Muttergesellschaft ihren Sitz in einem Land hat, das niedrigere Steuersätze für Kapitalgewinne und Dividenden bietet als die Länder, in denen die Tochtergesellschaften ansässig sind. In einem solchen Szenario kann die Holding, vorausgesetzt es bestehen Gewinnabführungsverträge, nur den niedrigeren Steuersatz zahlen, was die Steuerbelastung weiter reduziert und die finanzielle Effizienz der gesamten Unternehmensgruppe verbessert.

Das Holding-Modell in Deutschland

Strategische Maßnahmen innerhalb einer Holdingstruktur

Die steuerlichen Vorteile einer Holdingstruktur ermöglichen es, fast steuerfreie Dividenden und Veräußerungsgewinne innerhalb der Holding zu nutzen. Eine Ausschüttung dieser Gewinne an die Gesellschafter würde jedoch zu einer Steuerbelastung führen. Daher können verschiedene Strategien angewendet werden, um die steuerlichen Vorteile zu maximieren:

Reinvestitionen durch die Holding
Da Dividenden und Veräußerungsgewinne nur mit 1,5 % besteuert werden, stehen etwa 98,5 % des Gewinns für Reinvestitionen zur Verfügung. Dies ist besonders vorteilhaft für Unternehmen, die einen hohen Liquiditätsbedarf haben.

Vergabe von Darlehen an Gesellschafter
Die Holding kann ihre liquiden Mittel an die Gesellschafter als Darlehen vergeben. Diese Darlehen müssen zu marktüblichen Zinsen vergeben werden. Auf privater Ebene können diese Zinsen als Werbungskosten abgezogen werden, wenn sie zur Finanzierung eines Mietobjekts dienen. Gemäß eines Urteils des BFH vom 11. Juli 2017, muss dabei die Rückzahlung des Darlehens durch den Gesellschafter gesichert sein muss.

Rentenzahlungen
Steuerpflichtige können bis zu 54.000 Euro pro Jahr mit einem Steuersatz von unter 42 % versteuern. Bei sinkenden Einkünften im Rentenalter ist es ratsam, jährlich Teile der Gewinnvorträge auszuschütten. Beispielsweise sind bei einer Ausschüttung von 100.000 Euro unter Anwendung des Teileinkünfteverfahrens nur 60 % steuerpflichtig, was zu einer erheblichen Steuerersparnis führt. So können jährlich bis zu 10.000 Euro Steuern gespart werden.

Fazit zur Holding-Struktur

Eine Holdingstruktur bietet zahlreiche strategische und steuerliche Vorteile, die zur finanziellen Gesundheit und Effizienz einer Unternehmensgruppe beitragen. Durch die Konsolidierung von Gewinnen und Verlusten sowie steuerfreie Dividenden können erhebliche Steuerersparnisse erzielt werden. Zudem ermöglicht die Struktur eine flexible und effiziente Nutzung von Ressourcen und Kapital, was besonders vorteilhaft für Start-Ups und wachsende Unternehmen ist. Die verschiedenen Arten von Holdings – operative, Management-, Finanz- und organisatorische Holdings – bieten maßgeschneiderte Lösungen für unterschiedliche unternehmerische Bedürfnisse. Dies erleichtert die Steuerung, strategische Ausrichtung und Verwaltung von Beteiligungen. Auch beim Verkauf von Tochtergesellschaften bieten Holdings steuerliche Begünstigungen, die die Liquidität erhöhen und neue Investitionsmöglichkeiten schaffen. Strategien wie die Reinvestition von Gewinnen, die Vergabe von Darlehen an Gesellschafter und Rentenzahlungen können zusätzlich helfen, die Steuerlast zu optimieren.

Im Allgemeinen zeichnet sich eine Holding durch hohe Flexibilität aus und kann genau auf die spezifischen Bedürfnisse eines Unternehmens zugeschnitten werden. Eine gut geplante Holdingstruktur maximiert die Effizienz und das Wachstumspotenzial eines Unternehmens. Es ist entscheidend, ausreichend Zeit in die Planung zu investieren und professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um die am besten geeignete Holding-Struktur für das jeweilige Unternehmen zu finden.

Disclaimer

Bitte beachten Sie, dass Zumera keine Steuerberatungsgesellschaft ist und folglich keine steuerlichen Empfehlungen oder Beratungsleistungen anbietet. Die in diesem Artikel bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und sollten nicht als professionelle Steuerberatung ausgelegt werden. Bei spezifischen steuerlichen Fragen und für eine individuelle steuerrechtliche Beratung wenden Sie sich bitte an einen qualifizierten Steuerberater oder Fachanwalt.

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